Der «Shabby Chic» von Loredana Caponata

In der Brugger Altstadt gibt es Kleinmöbel und Wohnaccessoires mit Geschichte. Nicht makellos, dafür mit Hand und Herz und der Einladung zu bleiben.

In Loredanas Cafélädeli «Zum goldenen Zauber» ist die Welt in Ordnung, aber keinesfalls perfekt, denn das würde dem Ambiente den Zauber nehmen. In ihrer Vintage Boutique verkauft Loredana Kleinmöbel und Wohnaccessoires – ein pastellfarbenes Angebot für Nostalgiker.

Gebrauchsspuren sind gewollt und verleihen den ganz speziellen Charme. Alle Möbel sind selbst bemalt und auf Shabby Chic getrimmt. Abgeblätterte Farbe, Unebenheiten und Kratzer erzählen Geschichten. «Shabby Chic ist die Schönheit des Unvollkommenen», umschreibt sie ihren Einrichtungsstil, der als Wohntrend aus Grossbritannien kommt. Dahinter steht das Wertschätzen gebrauchter Gegenstände.

Behagliche Vertrautheit serviert Loredana nicht nur zu Café und Kuchen. Ihre Gäste dürfen gerne auch länger verweilen und in einem der zwei Märchenstuben im oberen Geschoss übernachten. Ohne Internet und Fernsehanschluss versteht sich. Dafür mit Sicht auf die Brugger Altstadt und einem Frühstück wie zu Grossmutters Zeiten.

Obwohl Loredana sich gerne mit längst Vergangenem umgibt, schnürt sie Zukunftspläne ohne Ende. Demnächst erscheint ihre eigene Blechschilderkollektion mit zwanzig ihrer besten Zitate. Es sind emaillierte Mutmacher, die in jeder Nische zur Geltung kommen. Die anderen 250 selbstgeschriebenen Lebensweisheiten verpackt sie in einen Bildband. Ihre Zitate sind frei von der Leber weg und nicht jedes ist sprachlich korrekt. «Das wohl erste nicht perfekte Buch auf dem Markt», lacht sie.

Loredana verschenkt mit beiden Händen, was ihr am wertvollsten ist: Zeit. Sich Zeit nehmen für das Schöne, heisst ihr Credo. Schönes widerspiegelt sich nicht nur in den ausgestellten Accessoires und eigenhändig restaurierten Kleinmöbeln. Das Schöne ist überall dort, wo nicht ganz so Perfektes Platz hat.

Photo by Andrea Kuehnis