«Ich hatte die Schnauze voll»

Soeben ist er fertig geworden. Er kommt vom Leitungsmast über die matschige Wiese auf die Strasse herunter. Schwungvoll befördert er den Helm, die Steigeisen und den Werkzeuggurt in den Materialanhänger. «Wollen wir uns im Restaurant unterhalten?» – «Ich weiss nicht. Da ist wohl niemand begeistert, wenn ich mit diesen Schuhen das Lokal betrete.» Tatsächlich, er trägt ein schönes «Polster» aus lehmigem Erdreich an den Sohlen. Also setzen wir uns in mein Auto…

Marc Spreiter – mittelgross, sportliche Statur, Sechstagebart, blonder Wuschelkopf, lustige Lachfalten um die blauen Augen – spricht in markigem Bündner Dialekt. Aufgewachsen in Trin-Mulin, war er als Netzelektriker in den Elektrizitätswerken Flims und Bad Ragaz sowie in der Privatwirtschaft tätig gewesen. «Die Arbeit war okay. Aber irgendwann hatte ich die Schnauze voll. Es hatte zu wenig Arbeit und zu viel Personal. Nichtstun passt nicht zu mir. Ich brauchte einen Tapetenwechsel.»

Internet sei Dank
In dieser Situation traf Marc im Internet auf ein Inserat der Firma Lebag. Sie suchte einen Freileitungsmonteur. «So was hat mich immer gereizt. Lebag hat einen guten Namen, sowohl in Bezug auf den Umgang mit dem Personal, als auch den Maschinenpark betreffend. Da habe mich einfach gemeldet.»

Bei Lebag bekam er reichlich, was er bis anhin vermisst hatte. «Hier muss man ran. Es ist eine raue, strenge Arbeit. Das gefällt mir.» Noch etwas hat sich grundsätzlich geändert. Früher stand er an der Werkbank und war am Bau von Trafostationen, Verteilkabinen und ähnlichem beteiligt. Bei Lebag befindet sich sein Arbeitsplatz meist in luftiger Höhe, bis zu 80 Meter über dem Boden, oben, auf den Hochspannungsmasten. «Anfänglich kam mir das ziemlich wild vor. Ich hatte nicht Angst, jedoch gehörigen Respekt. Aber ich habe mich schnell daran gewöhnt.»

Der Reiz des Berufs
Inzwischen sieht Marc gerade in diesem ungewöhnlichen Arbeitsplatz einen grossen Reiz. Sich bei Wind und Wetter, bei Hitze und Kälte, mit eingeschränkter Bewegungsfreiheit, begrenzten Hilfsmitteln und wenig Werkzeugen zurechtzufinden und unter solch widrigen Umständen gute Büez zu leisten. «Ausserdem komme ich in die abgelegensten Gegenden, die ich sonst niemals kennenlernen würde. Und die Standorte der Masten sind manchmal so exponiert, dass wir sie ohne Helikopter kaum erreichen.»

Als Freileitungsmonteur bei der Firma Lebag ist Marc in der ganzen Schweiz unterwegs. Es kann sein, dass er eine oder zwei Wochen lang nicht heim kommt. Manchmal sind Wochenendeinsätze unumgänglich. Nichts für Weicheier! – Wie lässt sich das mit einem «normalen» Privatleben vereinbaren? «Ich habe damit keine Probleme. Meine Freundin studiert in Schweden: Sie ist weg, und ich bins auch. Wenn sie für einige Zeit in die Schweiz kommt, ist es für uns beide nicht einfach. Immerhin hatte ich diesen Beruf schon, als wir uns kennen lernten. Sie wusste also, worauf sie sich einliess.» – «Und wie ist es mit dem Vereinsleben?» – «Da kann ich nicht mehr so aktiv mitmachen wie früher. Es macht wenig Sinn, nur ein Mal pro Monat an einem Training teilzunehmen.»

Ein Mann mit Berufsstolz: Freileitungsmonteur Marc Spreiter. In der Linken die Steigeisen, in der Rechten den Werkzeug- und Sicherungsgurt

Ein Mann mit Berufsstolz: Freileitungsmonteur Marc Spreiter. In der Linken die Steigeisen, in der Rechten den Werkzeug- und Sicherungsgurt

Unbedingt schwindelfrei
Welche Eigenschaften sollte ein Freileitungsmonteur mitbringen? Marc antwortet zuerst: «Er muss schwindelfrei sein und über handwerkliches Geschick verfügen. Der Vorberuf ist egal.» Nach einem Moment des Nachdenkens präzisiert er: «Wichtig ist auch eine gute Portion logisches Denkvermögen. Da oben haben wir es mit physikalischen Komponenten zu tun. Und Physik ist eine logische Geschichte.»  Was die innere Haltung zur Arbeit betrifft, betont Marc: «Man muss unbedingt teamfähig sein, denn wir sind immer im Team unterwegs.» Und mit einem Lächeln: «Wir reden meist laut, klar und direkt miteinander. Das ist nicht böse gemeint; es hat seinen Grund vielmehr in der Distanz vom Arbeitsplatz zum Boden.»

«Mir gefällt diese Tätigkeit. Ich spüre das Vertrauen meiner Vorgesetzten. Ab dem 1. Januar werde ich vom Gruppenchef zum Chefmonteur befördert. Ein schönes Feedback! Zwar sind mir hierarchische Strukturen nicht wichtig, aber ich freue mich darauf, mehr Verantwortung zu übernehmen.» Und doch schränkt Marc ein: «Wahrscheinlich kann ich diese Arbeit nicht lebenslang machen. Ich habe Anzeichen von Gelenkrheuma.» Die Worte kommen ihm nicht leicht über die Lippen.

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