Gäche Verhältnisse!

«Es ist steil dort», sagten sie ihm. «Und ziemlich schwer zugänglich.» Die Rede war weder vom Lauberhorn noch von der gefürchteten Streif in Kitzbühel. Nicht von der «Mausefalle» und nicht vom Hundschopf. Fabian Minder liess sich deshalb kaum beeindrucken. «Steil und schwer zugänglich – was heisst denn das schon! Ich habe schon viel gesehen. Allzu heftig wird’s bestimmt nicht sein. Wir befinden uns ja im Mittelland, nicht in den Alpen.»

Seit 16 Jahren im Team der Gartenbaufirma Wyder, hat Landschaftsarchitekt Minder schon reichlich Erfahrungen gesammelt. Auch mit Beschreibungen einer Geländesituation. Was für den Einen «steil», ist für den Andern noch kaum erwähnenswert, und unter «schwer zugänglich» versteht sowieso jeder etwas anderes. Wer sein Auto ein sanft ansteigendes Strassenstück hochstossen will, meint mit «steil» etwas anderes als ein Winzer und erst recht als der Skirennfahrer, der in Kitzbühel am Start der Streif steht. Im «leisesten Starthaus» des Weltcups, ist auch der tollkühnste Athlet mit der Angst konfrontiert.

Steil, stotzig, stark abfallend, gäch – ja was denn nun? Minder fuhr los, um sich selber ein Bild von der Situation zu machen. Jetzt sagt er trocken: «Es ist steil und schwer zugänglich. Tatsächlich!»

Nur eine Treppe
Die Rede ist von einem Grundstück in Ennetbaden, einer länglichen, parallel zum Hang angelegten Parzelle. Die Parzelle ist «gefangen». Eine Treppe führt hinauf, aber keine Zufahrtstrasse. Wie soll schweres Gerät dorthin kommen? Und doch gibt es Baupläne für ein Einfamilienhaus.

Noch in der Planungsphase stiess «Wyder Gartenbau» dazu. Im Unterschied zu üblichen Verfahren sollte die Gestaltung der Hausumgebung gleichzeitig mit dem Bau geschehen. Denn ein Abtransport des Aushubs kam nicht infrage. Der Aushub bildet die Basis für die Gartenanlage.

Üblicherweise wird zuerst ein Haus aufgestellt. Erst danach kommt der Gartenbauer dazu. Er trifft auf eine nur rudimentär vorbereitete Umgebung, die leicht zugänglich ist. So ist die weitere Gestaltung meist unproblematisch. Auch weil die anderen Handwerker kaum noch auf dem Platz sind.

Doch hier ist alles anders.

Landschaftsarchitekt Fabian Minder

Lauschiger Treppenanstieg zur fraglichen Parzelle

Die Bauparzelle anfangs Dezember

Schöne Sicht ins Limmattal

Vier Betonfundamente für das zukünftige Wohnhaus
Sohlenkrallen sorgen für Standsicherheit im steilen Gelände

Zustand im Herbst 2016: Die Parzelle ist völlig verbuscht und überwuchert

Terrassierung im steilen Gelände

Per Kran wird das Baumaterial von weit unten «eingeflogen»

Gar so steil wie am Lauberhorn ...

... oder an der Streif ist es in Ennetbaden denn doch nicht

Dort sind messerscharf geschliffene Kanten unabdingbar

Nur mit martialischem Schuhwerk hat man sicheren Stand

Das müsste klappen
Seitens der Gartenbaufirma übernahm Minder die Projektleitung. Vorbereitende Besprechungen mit Handwerksvertretern zeigten: Sie alle haben die gleichen Probleme mit «steil und schwer zugänglich». Wenig Platz auf dem Gelände, problematische Lagerung des Materials, und dazu noch die immer noch unbeantwortete Frage, wie die Baumaschinen und anderes schweres Material auf den Bauplatz kommen.

Minder konstatierte einen gewissen Fatalismus, man könnte auch sagen: ein Urvertrauen: «Das geht dann schon irgendwie.» Schliesslich fand man eine Lösung. Ein Kran mit einem langen Ausleger muss her. Dort unten aufgebaut, müsste es bis zum Bauplatz hinauf klappen mit dem Materialtransport. Dies verlangt nach einer minutiösen Planung. Denn jeder Krantag kostet Geld. Alles muss am Tag X bereit sein, die Maschinen ebenso wie das benötigte Material. Und natürlich die Arbeiter.

Minder beschreibt die Bauabsichten: «Im Moment ist es eine leere, verbuschte Parzelle. Sie soll auch nach Abschluss der Bautätigkeit wieder diesen Charakter erhalten. Geplant ist ein Sitzplatz mit einer kleinen Stützmauer. Wir pflanzen einige Büsche als Sichtschutz, und wir legen wieder eine Wiese an, keinen Rasen. Ein solcher würde überhaupt nicht passen. Zudem soll es pflegeleicht sein, Stichwort Steilheit!»

Minder weiss: «Auf dem Bauplatz sind wir alle aufeinander angewiesen. Ich bin gespannt, wie sich das regeln lässt. Wir sind bereit für Überraschungen.» Im Frühjahr will der Bauherr einziehen. Dann muss alles fertig sein. Seitens Wyder erfolgen danach nur noch die Aussaat und die Pflanzenpflege während der Wachstumsphase. «Bäscheli-Arbeit» heisst das bei Minder, und das ist keinesfalls despektierlich gemeint.

Zugegeben: Gar so wild wie am Lauberhorn oder an der «Streif» ist es nicht. Die Gartenbauer benötigen keine messerscharf geschliffenen Kanten wie die Skirennfahrer. Selbst auf Sohlenkrallen verzichten sie. «Wenn nötig legen wir für den sicheren Stand provisorische Terrassen an. Oder wir behelfen uns mit einer Stufe, die wir in den Boden drücken.» Eben: «Es geht schon irgendwie.»

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