Die BDWM und die Malediven

Die Pünktlichkeit im Bahnverkehr steht für die Fahrgäste (fast) über allem. Denn eine Verspätung ist in unserer Gesellschaft quasi ein GAU!

Angenommen, Sie fahren jeden Morgen mit der BDWM von Bremgarten nach Dietikon und steigen dort in einen SBB-Zug, der Sie nach Zürich bringt. Eines Tages hätten Sie ein wichtiges Meeting, und ausgerechnet jetzt hat die BDWM Verspätung. Sie verpassen den Anschluss, kommen eine halbe Stunde zu spät ins Büro, der Chef murrt, und vorbei ists mit der guten Laune. Angenommen, Sie haben ihren Ferienflug gebucht, und ausgerechnet jetzt legt eine Stellwerkstörung den Bahnbetrieb lahm. Sie kommen zu spät nach Kloten, und… das Paradies muss warten. Die Malediven bleiben ein Hochglanzbild im Ferienkatalog.

Keine Panik! Die BDWM ist pünktlich. Sie kommen rechtzeitig an Ihren Arbeitsplatz. Sie erreichen Ihren Flieger. Von genau 4000 Zügen, die im Juni 2017 verkehrten, hatten gerade mal 42 eine geringfügige Verspätung, nur rund 1 Prozent.

Sicherheit hat Vorrang
«In Sachen Pünktlichkeit tun wir alles, um in Wohlen und in Dietikon den Anschluss an die SBB-Züge sicherzustellen. Die andern Stationen haben diesbezüglich zweite Priorität.» Urs Marty leitet die Betriebsführung. Er kennt all die kleinen Komponenten, die in ihrer Summe zu Verspätungen führen. Dazu gehören die Stationen mit «Halt auf Verlangen». Der Taktfahrplan weiss nicht, wo jemand einen Halt verlangt und geht deshalb von einem Mittelwert aus. Dazu kommt die unterschiedlich starke, von Tageszeit und Wochentag abhängige Frequenz.

Verspätungen aufzuholen, ist kaum möglich. Zu kurz sind die Distanzen zwischen den einzelnen Stationen, zu strikt die Sicherheitsvorgaben. «Sicherheit first!» Trotzdem: Der Begriff «Verspätung» ist relativ. Bei der BDWM benutzt man ihn ab vier Minuten. Sobald ein solches Ereignis eintritt, erfolgt die automatische Durchsage an den Perrons und im Zug. Zusätzlich geht eine Meldung an den Online-Fahrplan der SBB.

Keine Panik?
Was ist mit grösseren Verspätungen? Kommen solche auch vor? – «Ja, wir hatten erst kürzlich einen gröberen Zwischenfall. Ein Blitzschlag traf das Stellwerk Berikon und legte alles still. Das verursachte Verspätungen von etwa 15 Minuten. Noch massiver wird es, wenn Verkehrsunfälle die Strecke blockieren. Wir setzen dann im betroffenen Abschnitt Busse ein. Allerdings beansprucht das Zeit.» – «Bricht in solchen Fällen bei der Fahrdienstleitung Panik aus?» – «Panik nicht, aber Hektik. Da manche Streckenabschnitte einspurig sind, können die Züge nur an ganz bestimmten Stellen kreuzen. Bei erheblichen Verspätungen stehen die Züge samt Personal am ‚falschen’ Ort. Da gerät so einiges durcheinander. Nun sind Entschlusskraft, Improvisationsgabe und viel Erfahrung gefragt.»

«Herr Marty, was können wir Fahrgäste zu einem pünktlichen Fahrbetrieb beitragen?» – «Vieles. Finger weg vom ‚Halt-auf-Verlangen-Knopf’ es sei denn, Sie steigen wirklich ein oder aus. Dann gibt es Kunden, die anderen Fahrgästen beim Aussteigen im Weg stehen. Oder sie bleiben in der Türe stehen, bis der Kollege auch noch angeschlendert kommt, so dass der Zug nicht abfahren kann. Die Folge ist absehbar.»

Cool bleiben
Marty kontrolliert auf seinem Bildschirm die aktuelle Situation auf dem BDWM-Schienennetz. «Oha, hat da einer 12 Minuten Verspätung? Das muss eine Falschmeldung sein!» Tatsächlich! In wenigen Augenblicken ist alles wieder im Lot. Die neue Software ist noch nicht richtig ausgereift. «Sehen Sie. Ich habs gesagt. In aller Regel klappt die Sache mit der Pünktlichkeit einwandfrei.» – Der Mann ist die Ruhe in Person.

Verspätungen 2017

Januar 30
Februar 16
März 10
April 17
Mai 20
Juni 42
Erstes Halbjahr 135 von ungefähr 24’000 Fahrten

 

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