«Erst wenn es stimmt, bin ich weg»

«He, Remo, wir haben ein Anliegen. Wir sind leicht überfordert. Wir können uns einfach nicht vorstellen, welches Sofa in unsere Wohnung passt.» Es ist wie beim Coiffeur. Passt diese Frisur zu mir? Oder mache ich mich damit zum Affen? – Manchmal braucht man den Rat des Fachmanns. Mindestens als Empfehlung: Kurzhaar steht Ihnen gut. – Im Möbel-Business ist das nicht anders. «Komm doch bitte mal bei uns vorbei, und schau Dir die Sache vor Ort an.»

Heimberatung – was steht dahinter? Will der Berater seinem Kunden einfach den eigenen Geschmack oder gar den Ladenhüter aufschwatzen?

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Caroline Stupf aus Thalwil hat in den USA «Interior Design» studiert und sich unter anderem mit Innenarchitektur und Innendekoration befasst. Als sie vor sechs Jahren den Entschluss fasste, ein Geschäft für unabhängige Beratung aufzubauen, betrat sie Neuland. Bislang waren solche Angebote ausnahmslos firmengebunden: Grosse Möbelhäuser boten Heimberatungen an. «Ich habe das ganze Spektrum im Auge. Ich muss nicht eine bestimmte Möbellinie, keinen Accessoire-Stil verkaufen. Ich bin frei und gehe auf meine Kunden ein. Das macht meinen Job spannend.»

Sie lächelt zurückhaltend. «Ich spüre schnell, wen ich vor mir habe und frage selten nach dem Budget.» Die Kunden haben in den meisten Fällen Vorstellungen, die sie konkretisieren wollen. «Im Gespräch zeigt sich, was dem Kunden wichtig ist, und gemeinsam entsteht dann das Konzept.»

Eindrücke verdichten sich
Für ihre Beratung geht Caroline Stupf von den Menschen, den Wohnräumen sowie von schon Vorhandenem aus. Ihre Vorschläge und Ideen illustriert sie mit Bildern aus ihrem umfangreichen Fotoarchiv. «Die Sprache allein genügt nicht. Die Leute sollen sehen, was ich ihnen vorschlage. Gefällt ihnen ein Tisch mit robusten Beinen oder bevorzugen sie eine elegante Ausführung? Wie wirken Holzmöbel auf einem Parkettboden? Fotos machen die Dinge erlebbar.»

In der Regel beansprucht eine solche Erstberatung zwei Stunden. Viele nehmen danach die konkrete Umsetzung selber an die Hand. «Ich traue mir das nicht zu», gestehen andere. Mit ihnen geht Caroline Stupf auf eine geführte Shoppingtour. Dabei beachtet sie den Grundsatz: mit dem wichtigsten Möbelstück beginnen; das ganze Drumherum kommt später. «Die Leute sind dankbar um Tipps und begründete Vorschläge.» Schliesslich hat sie auch Kunden, die ein fertiges Einrichtungskonzept bestellen oder gezielt einzelne Möbelstücke verlangen.

Stichwort Farbigkeit: «Ich empfehle ‚typengerechte’ Lösungen. Eine konsequente Umsetzung des gemeinsam erstellten Farbkonzepts. Dieses baut auf den bestehenden Objekten auf – Bilder, Deko-Artikel, Tapeten und so weiter.»

Stichwort Auswahl der Möbel: «Da empfehle ich neutrale Modelle. Akzente setze ich mit Accessoires wie Kissen, Bilder oder Lampen. Gezielt Eye-Catcher platzieren.»

Die Wohnung als Oase
«Es geht nicht nur um die Ästhetik, sondern auch um praktische Fragen. Ein ungünstig platzierter Sessel macht auf die Länge Verdruss, auch wenn er schön ist. Die Abläufe, die Funktionalität und die Lichtverhältnisse müssen stimmen. Wenn ich auf dem Sofa lesen will, brauche ich eine Leselampe, keinen Tischleuchter.»

Caroline Stupf formuliert Grundsätzliches: «Leute, die Hilfe suchen, sind meist sehr offen. Sie suchen ein Daheim zum Wohlfühlen, eines, das zu ihnen passt. Wohnen als Ausdruck von räumlicher und zeitlicher Oase. Erst wenn es stimmt, bin ich weg.»

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Remo Kindler denkt über seine Erfahrungen nach. «Jede Beratung ist eine höchst individuelle Angelegenheit, die sich nicht einfach auf Fakten reduzieren lässt. Natürlich spielen messbare Komponenten eine wichtige Rolle: Raumhöhe, Zimmergrösse, Anordnung der Fenster, bereits vorhandene Möbelstücke, Beschaffenheit der Böden und so weiter. Ich erstelle Skizzen, notiere mir die wichtigsten Masse und fotografiere.

Es geht ebenso sehr um weiche Faktoren: Welche Gewohnheiten haben die Menschen? Wie nutzen sie den Raum? Wer auf dem Stubentisch mit Kindern basteln will, braucht ein anderes Modell als jemand, der sich in erster Linie mit Freunden zu festlichen Nachtessen zusammensetzen möchte. Das betrifft den Stil des Mobiliars ebenso wie die passenden Materialien. – Ein Möbelstück betasten, ausprobieren, aus verschiedenen Optiken betrachten, im Raum erleben – genau dazu dient unser Show-Room.

Jedenfalls bin ich den Kunden gegenüber ehrlich. Ich schwatze ihnen keine kostspieligen Möbelstücke auf, wenn ich andere als passender erachte. Es kommt sogar vor, dass ich entschieden von einem teuren Kauf abrate.»

Inneneinrichtung – die vier wichtigsten Punkte

  1. Vom Vorhandenen ausgehen: Gibt es ein Möbelstück, das bereits fix in diesen Raum gehört? Eine Polstergruppe, ein Sessel, ein Fernsehmöbel?
  2. Die Funktionalität beachten: Lassen sich die Schubladen, die Türchen leicht öffnen, oder steht etwas im Weg? Ermöglicht die Anordnung des Mobiliars die freie Bewegung im Raum?
  3. Die Lebensgewohnheiten berücksichtigen: Wo halten sich die Kinder auf? Gibt es Hobbies, die besondere Bedürfnisse an das Mobiliar stellen?
  4. Zurückhaltung im Grossen: Akzente durch Kleines: Die grossen Möbelstücke bilden den dezenten Hintergrund. Bilder, Lampen, Pflanzen und andere Accessoires sind Blickfänger.
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3 Kommentare

  1. Veröffentlicht von Daniel am 10. Januar 2018 um 16:26

    Hallo Franziska,
    ich glaube das viele einfach vergessen alles zu Planen beim Einrichten, und dadurch Möbelstücke falsch ausgesucht werden oder optisch nicht zum Rest der Einrichtung passen. Ein Berater oder Dienstleister kann als aussenstehender oftmals viel besser auf das Geschehen schauen, und die passende Einrichtung auswählen. Wie siehst du das?



    • Veröffentlicht von Franziska Vonaesch am 11. Januar 2018 um 9:23

      Hoi Daniel

      … oder sie sind überfordert mit dem ganzen Umzug und denken sich «ach, ich nehme Teile meines Mobiliars vorerst mit ins neue Heim, dann sehen wir weiter.» Und genau dabei bleibt es dann. Mit einem Stilexperten an der Seite, ist man auf jeden Fall gut beraten.



      • Veröffentlicht von Daniel am 20. Januar 2018 um 14:45

        Da hast du Recht Franziska!