«Bruchsch en Chribel?»

Plötzlich steht er da! Applaus von all den vielen Leuten, die ihn erwartet haben. Gölä strahlt übers ganze Gesicht. «Tschou zäme! Geits guet?» Und alle strahlen ebenso. Der Mann ist ein Phänomen. Er dreht keine Pirouetten, macht keine künstlichen Verwindungen, kein «Auf-drei-sind-wir-Lustig». Gölä stellt sich hin, schaut den Menschen ins Gesicht – und hat schon gewonnen. Er ist so unverstellt, so natürlich, so frei von jeder Starallüre. Genau das macht ihn sympathisch.

«Tschou, wie hesch es?»
Der Termin steht seit ein paar Wochen fest. Die Dorfbäckerei hat an einer Verlosung teilgenommen und – bingo! Gölä kommt vorbei. Zwei Stunden lang. Autogramme, Fotos und natürlich Verkauf der neusten CD. In erster Linie aber Kontakt mit seinen Fans. Und davon sind reichlich angereist. Erstaunlich, wer da alles auf das Idol wartet: Kinder, Jugendliche, Erwachsene, Personen im fortgeschrittenen Alter, deutlich mehr Frauen als Männer, auch Menschen mit einer Behinderung.

Die Bäckersleute haben vorgesorgt. Feuerwehrmänner regeln den Verkehr. Sogar Sicherheitspersonal ist auf dem Platz. Hinter der Backstube stehen die Menschen Schlange. Immer nur zehn werden eingelassen. Gölä hat sich neben einem Pult aufgebaut. Hinsetzen will er sich nicht.

Die ersten kommen. Gölä streckt einer Frau mittleren Alters die Hand hin: «Tschou, wie hesch es?» – «Guet, danke, und du?» – «Guet, ich cha ned chlage.» Er duzt alle und wird von allen geduzt. Und immer wieder ein Scherz: «Wie heissisch? Lise? Besch secher? Ned dassd mi nochhär zämeschissisch.» Ein vielleicht dreijähriges Mädchen tritt ans Pult. Gölä lehnt sich weit vor und reicht ihm die Hand zum Gruss: «Salü Fröilein. Wettsch ou es Autogramm?» – «Näääi!» Gölä lacht. Alle lachen.

«Mues di echli packe»
Noch ein Autogramm für den Sohn, bitte. Und noch eins für die Freundin. Und eins für den Mann zu Hause. Und schliesslich noch eins für mich. Oder zwei? Gölä erfüllt alle Wünsche mit einer Engelsgeduld. «Bruchsch nomol en Chribel?» Bitte noch eine Foto. Die Frau sagt zur Kollegin: «Jetz mues ich min Schwarm hebe» und greift kräftig zu. Gölä findet es lustig. Die nächste kommt. Sie lacht Tränen, noch bevor sie sich für das Foto neben Gölä stellt. «Chumm, mues di echli packe!» – «Pack nume!» Ein richtiges Gaudi.

Eine vielleicht 35jährige Frau: «Ich bin total Fan von ihm, ich kenne alle seine Lieder auswendig. Wenn immer möglich, gehe ich an jedes seiner Konzerte. Ich stelle mich vor die Bühne und singe aus voller Kehle mit.» Noch ein Foto. Gölä lächelt und sagt: «Läck, hütt zobig tuet mer s Muul weh! – Esch guet? No es Föteli? Also chumm!»

«Oben warten zwei, drei Personen im Rollstuhl.» Gölä geht sogleich ins Ladenlokal und nimmt sich auch diesen Menschen an, auf natürlichste Art. Ergreifend, wie sie ihrer Freude Ausdruck verleihen!

Zurück zum Pult. Jetzt sind drei vielleicht 14 Jahre alte Mädchen an der Reihe. Sie sind scheu, drucksen herum, wissen nicht recht, was sie sagen und wie sie sich verhalten sollen. Gölä: «Nume ned schüch si! Schpäter muesch ou säge, wasd wottsch.» Er bringts tatsächlich fertig, dass sie sich neben ihn stellen, den Velohelm artig vor dem Körper. «Tschou zäme! Und emmer schön de Helm alegge!» Eines der Mädchen winkt sogar ein wenig.

 
 
 
 

«Häbet Sorg!»
Eine Frau hat ein Geschenk für ihr Idol mitgebracht: eine Flasche mit selbst gebranntem Hochkarätigem. «Potz Donner, da mues i grad probiere.» Er öffnet die Flasche, hebt sie zu den Lippen und nimmt einen kräftigen Schluck. «Du, dä esch guet! Ups! Jetz mues i no gorpse, gopferteli!»

Ein Autogramm aufs Leibchen, eins auf den Trainingsanzug. Wieder steht ein Kind vor ihm, so etwa ein Zweitklässler. Gölä unterhält sich mit ihm. «Geisch gärn ed Schuel?» – «Jo.» – «Hättsch du mi gärn als Lehrer?» – «Näi.» – «Aber mer hättes doch luschtig zäme. Hesches ou luschtig met dim Lehrer?» Der Kleine geht beim Mami in Deckung. Und wieder verbreitet sich Heiterkeit.

Der Mann hat eine bewundernswerte Geduld. Längst sind die zwei gebuchten Autogrammstunden vorbei. Doch draussen vor der Tür warten sie immer noch. Gölä ist in Hochform. Eine ganze Familie hat sich vor dem Pult aufgebaut. Etwa sieben Autogrammkarten mit persönlicher Widmung. Dann noch «en Chribel» aufs CD-Cover. Und einen auf das Poster. Gölä ist die Gelassenheit in Person. «Tschou zäme!, Häbets gäbig! Häbet Sorg!»