Warnung vor Todesfallen

28. September 2016. Ein Super Puma der Schweizer Armee stürzt auf der Gotthard-Passhöhe ab. Die beiden Piloten sterben. Kurz vor dem Unfall hat der Helikopter eine Hochspannungsleitung touchiert, berichten Augenzeugen.

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Der Lebag-Chefmonteur Marc Streiter glaubt, dass seither mehr Aufträge für die Montage von Fliegerwarnkugeln eingegangen sind als in den letzten Jahren. In ähnlichem Sinn äussert sich der frühere Chef der Schweizer Luftwaffe, Korpskommandant a. D. Markus Gygax: «Angesichts der zunehmenden Zahl an Ultralight-Fluggeräten werden Fliegerwarnkugeln immer wichtiger. Auf der Suche nach Thermikschläuchen bewegen sich Gleitschirme gern in Bodennähe; dort sind Transport- und Leitungsseile eine erhebliche Gefahr.» Gygax konkretisiert: «In der Luft sind Kabel kaum zu erkennen. Man sieht nur die orangen Kugeln. Es hilft schon, wenn eine solche Kugel auf der Mastspitze angebracht ist.» Gygax spricht nicht nur von den Freizeitfliegern; er verweist auf die Helikopter-Bewegungen bei Löscheinsätzen, Gebirgstransporten oder Ambulanzflügen. Alles Aufträge in Bodennähe. «Die Bedürfnisse für solche Flüge nehmen zu.»

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Heute ist Marc Streiter zusammen mit seinem Zweierteam in der Berner Gemeinde Wynigen an der Arbeit. Zu dritt bestücken sie eine Hochspannungsleitung mit Fliegerwarnkugeln. Mit dem Firmen-Pickup hat er ein ganzes Sammelsurium an Material hergebracht: Die leuchtend orangen Halbkugeln, Durchmesser 60 Zentimeter, Spiraldrähte, jede Menge Seile, Kabelrollen, einen Generator, Bohrmaschinen, Kleinwerkzeug, Taschen, Schnurrollen, eine Leiter und ein fahrradähnliches Ding, das sie «Carillo» nennen. Dazu das persönliche Material der beiden Freileitungsmonteure. Sie schnallen es sich an einem Werkzeuggurt um den Leib.

Noch eine kurze Besprechung über den Ablauf der Arbeiten: Eine Fliegerwarnkugel kommt auf die Mastspitze; je zwei weitere links und rechts davon im Abstand von jeweils 40 Metern ans Erdseil. (Das Erdseil ist ein geerdetes Seil, das als Blitzschutz oberhalb von Hochspannungsleitungen gespannt wird.) «Wenn wir das am Boden machen könnten, wäre es eine kleine Sache.» Dort oben aber ist jeder Arbeitsschritt sehr viel mühseliger. Die Bewegungsfreiheit ist massiv eingeschränkt. Die Schutz- und Sicherheitsvorrichtungen, die dicke Kleidung, der sperrige Werkzeuggurt, die kaum existierende Standfläche: All das bremst die Monteure in ihrem Tun.

Ein Fahrradsattel als Arbeitsplattform
Die zwei Freileitungsmonteure sind längst oben angekommen. Gut gesichert haben sie ein Transportseil installiert. Die Kugelhälften schweben himmelwärts. Danach die Leiter und der «Carillo». Sorgfältig lösen die Männer jedes Werkstück vom Seil und sichern alles. Ein runterfallender Gegenstand, und sei er noch so klein, könnte schlimme Folgen haben.

Inzwischen hat Emiliano das seltsame «Fahrrad» am Erdseil aufgehängt und sich – behängt wie ein Weihnachtsbaum – auf den Sattel gesetzt. Die Übersetzung lässt nur ein gemächliches Fahr-«Tempo» zu. 80 Meter vom Mast entfernt, beginnt Emiliano mit der Montage der ersten Kugel. Sechs Schrauben pressen die beiden Kugelhälften am Erdseil fest. Marc weiss um die Schwierigkeiten der Arbeit: «Genau jetzt sollte er eine dritte Hand haben; eine für jede Halbkugel und eine für den Akku-Schraubenzieher.» Dem Laien bleibt ein leises Bangen.

Eine von 87
Es klappt. Die Kugel ist fixiert. Wie viel Zeit mag verstrichen sein? Eineinhalb Stunden? Gut möglich. Beim Beobachten des Geschehens vergisst man trotz des langsamen Arbeitsfortschritts die Zeit.

«Für die Montage von sechs Kugeln benötigen wir ungefähr einen halben Tag.» Die Lebag setzt für den Auftrag drei Dreierteams ein. Sie müssen insgesamt 87 Kugeln montieren.

Ein feiner Nieselregen, ein kühler Wind – dort oben wird gearbeitet.

Ein Mast, etwa 50 Meter hoch, in der Berner Gemeinde Wynigen

Am Fuss des Mastes eine Anzahl überdimensionierte «Schüsseln»
Der Lebag-Pickup nähert sich

Die Pickup-Brücke und der Anhänger sind voll Material

Das Fahrrad für den Drahtseilakt
Hoch oben bringen die Monteure eine Leiter an, um das Verbindungsstück vom Mast zum Erdungsseil zu überbrücken
Die Männer sind gut gesichert
Der Lebag-Chefmonteur unterstützt die Arbeit vom Boden aus. Soeben hat er den «Carillo» ans Transportseil gehängt
Das fahrradähnliche Ding wird in die Höhe gehievt

Einer der Freileitungsmonteure macht sich mit dem «Carillo» auf die Reise; sein Kollege beobachtet das Geschehen von der Mastspitze aus

Ein freundliches Zeichen nach unten

Die erste Fliegerwarnkugel ist fertig montiert

Markus Gygax, der ehemalige Chef der Schweizer Luftwaffe

Die hier erwähnten Lebag-Männer stehen stellvertretend für jeden einzelnen Mitarbeiter der Freileitungs- und Elektrobaufirma Lebag AG. Die Lebag-Männer zeichnen sich durch hohe Fachkenntnisse, Erfahrung, Zuverlässigkeit und Entschlusskraft aus. Für kurz- bis langfristige Montageinsätze bietet die Lebag einen Personalverleih an.

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Das Bundesamt für Zivilluftfahrt BAZL liefert zur beschriebenen Problematik statistische Angaben:

Von 01.01.2007 bis 31.12.2016 gab es 12 Fälle, bei denen Luftfahrzeuge ein Transportseil oder eine Leitung touchierten und die SUST eine Untersuchung vornahm. (das heisst, der Vorfall wurde als Unfall klassifiziert)

Zu den Zwischenfällen: Hier haben wir seit 2012 bis Ende 2016 insgesamt 17 Vorfälle mit Kabeln oder Leitungen erfasst.
Es wurden uns unter anderem folgende Situationen gemeldet:

  • Kollision mit einem Kabel bei der Landung
  • Kollision einer Unterlast mit einem Kabel
  • Heuseil durchtrennt, durch Unterlast touchiert, war nicht auf LFH-Karte eingetragen
  • Ablenkung durch Kabel im Landeanflug und darauf zurückzuführen eine beinahe-Landung mit eingefahrenem Fahrwerk

Es gibt drei Hauptgründe, wie es zu Vorfällen kommt, nämlich dass ….:

  • die Kabel nicht gesehen wurden
  • die Kabel vergessen wurden
  • die Kabel nicht in die Hinderniskarten eingetragen waren.

Die Zahlen zeigen, dass es im Schnitt jährlich zu einem Unfall und zwei Vorfällen aufgrund von Kabeln kommt.

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