Fenster verstehen keinen Spass

Gibt es etwas Selbstverständlicheres, etwas Alltäglicheres als ein Fenster? Machen wir uns je Gedanken, was an Know-how und an handwerklichem Können dahinter steht?

Walter Schumacher, Fensterplaner bei Theo Wernli, sitzt am Computer. Beim Zeichnen von Fenstern gibt es für ihn keine Kompromisse. Die Masse müssen stimmen. Millimetergenau. Auf jedem Plan. Bei Fenstern kannst du nicht nachbessern, nicht schummeln. Ungenauigkeiten haben erhebliche Konsequenzen: reduzierte Wärmedämmung, Auftritt von Feuchtigkeit, Spannungen im Holz, Anpressdruck aufs Glas.

So exakt wie die Fensterpläne für das neue Haus von Martin*, so präzis sind Schumachers Erläuterungen. Weit zurück liegt die Zeit, als ein Fensterflügel aus einem einfachen Holzlattli bestand, in das eine Scheibe eingelassen war. Heute sind Fensterflügel und -rahmen ausgeklügelte Systeme, verwinkelte Konstruktionen aus Holz, Metall, Kunststoff, Gummi und Glas, erhältlich in Hunderten von Varianten. Für den Neubau von Martins Haus hat Schumacher jedes einzelne Fenster, die Schiebetüren und den von Glas bestimmten Eingangsbereich individuell geplant und gezeichnet.

Herr Schumacher, die Fenster dieses Hauses sollen «sehr edel» sein. Warum «edel»?
In erster Linie sind damit die Holzart und deren Verarbeitung gemeint. Die Flügel und Rahmen sind wie das Parkett aus hochwertigem Eichenholz. Die für den Fensterbau erforderliche Eichen-Qualität ist nur schwer verfügbar und entsprechend teuer. Zudem haben wir das Holz geölt. So bleiben die Poren des Holzes offen. Dadurch wirkt das Holz naturbelassen, in seinen Strukturen klar sichtbar. Für uns als Fensterbauer ist das Verfahren anspruchsvoll, denn allfällige Unregelmässigkeiten des Holzes lassen sich nicht durch einen deckenden Anstrich ausgleichen. Und nicht zu vergessen: Eichenholz ist sehr hart. Es lässt sich weniger leicht bearbeiten als das sonst übliche Holz von Nadelbäumen.

Walter Schumacher erstellt für jedes Fenster eine exakte Planzeichnung

Südfront des Hauses: grosse Fensterflächen im Erdgeschoss

Das ovale Fenster prägt die Ostfront des Hauses

Ovales Fenster mit Aluminiumrahmen

Eingangsbereich in Riegelbauweise

Wintergarten mit Schiebetüren und Fenstertüre (links)

Treppenhaus vor Fensterwand

Im ersten Obergeschoss: Eichenholz und grosse Fensterfläche

Lichteinfall ins Badezimmer

Der Balkon im Obergeschoss mit grosser Schiebetüre und Fenstertüre (links)

Welche besonderen Eigenschaften haben die hier eingebauten Fenster?
Es sind Holz-/Metallfenster mit weit überdurchschnittlichen Isolationswerten. Sie bieten zudem einen hohen Schallschutz. Bei Fenstern dieser Grössenordnung spielt auch die Bruch- und damit die Absturzsicherheit eine wichtige Rolle.

Ein anspruchsvolles Unterfangen.
Das kann man sagen! Es handelt sich um grosse Glasflächen und folglich um erhebliche Gewichte. Das trifft zum Beispiel auf die Schiebetüren zu. Besonders herausfordernd gestaltete sich der Eingangsbereich. Als Tür- und gleichzeitig Fensterrahmen dient ein relativ schmaler Pfostenbau, vergleichbar mit der Riegelbauweise, wie man sie bei alten Gebäuden antrifft. Vor andere Probleme stellte uns das ovale Fenster im Obergeschoss. Hier wie bei allen andern Fenstern waren absolut exakte Massangaben unabdingbar. Abweichende Werte führen unweigerlich zu Materialschäden, zum Beispiel zu Glasbruch.

Sie haben das Glas direkt auf der Baustelle eingebaut?
Ja, das stimmt. Die Fensterflügel und die Rahmen haben wir vorgängig in unserer Werkstatt zusammengebaut. Erst als sie im Neubau fest montiert waren, setzten wir das Glas ein.

Grosse Fenster sind gut und recht, aber wie sieht es mit dem Unterhalt aus?
Moderne Fenster verlangen keinen Unterhalt, weder in ihren Holz- noch in den Metallteilen. Das Glas muss natürlich gereinigt werden. Moderne Technologien bei der Glasherstellung – Stichwort Nanotechnologie – reduzieren den damit verbundenen Aufwand markant: Die Oberfläche des Glases nimmt Schmutz- und Staubteilchen weniger an.

Entspricht diese Art Fenster einem Trend?
Ganz klar. Heutige Bauherren holen viel Tageslicht ins Innere der Wohnung, und sie suchen einen möglichst guten Sichtkontakt nach draussen, ganzjährig. Technisch lässt sich das ohne weiteres umsetzen. Positive Nebeneffekte: Die Architektur wirkt grosszügig, und die Energiebilanz weist verbesserte Werte auf. Dies vor allem aufgrund der energetisch ausgeklügelten Fenstersysteme.

Walter Schumacher löst den Blick von den Fensterplänen. «Es war ein anspruchsvoller Auftrag. Eine Herausforderung von grossem Reiz.» Berufsstolz schwingt mit. Zu Recht!
* Name geändert

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