Wenn der Knopf aufgeht

Am Anfang sah alles wenig vielversprechend aus. Es gab so viele andere, lustigere und spannendere Dinge als den öden Schulstoff. Wer wollte denn das Leben auf Grammatik, mathematische Formeln und Französisch-Vokabeln beschränken, wenn die Kollegen und Francesco Hofer selbst vor Ideen nur so sprühten. So machte er es sich in der Realschule während vier Jahren bequem. Er schildert es drastisch: «Ich suchte den Weg des geringsten Widerstands. Wir machten in dieser Zeit nur Seich.»

Da zeigte sich ein erstes Talent: Fussball. Eine Sportlerkarriere schien möglich. Oder doch der Einstieg ins Berufsleben? Im Verlaufe des zehnten Schuljahres verschaffte sich Francesco Klarheit. Unter anderem mit einer Schnupperlehre.

Er hätte sich nun irgendwo und irgendwie melden können. Doch Francesco bewarb sich gezielt bei einem Elektro-Unternehmen und bestand darauf, sich vorzustellen: «Ich wollte mich präsentieren.» Und er wollte sich schon vorgängig ein Bild vom Team und dem beruflichen Umfeld machen – ungewöhnlich für einen 16jährigen Jugendlichen!

Eine Lehre und noch eine
Die Fussballer-Karriere war vom Tisch. Francesco bekam die Lehrstelle als Montage-Elektriker. Drei Lehrjahre, wenig Theorie, eher oberflächlich, ein Mal pro Woche Berufsschule in Rheinfelden. Der junge Mann fühlte sich unterfordert. Nach Lehrabschluss hängte er sofort die Lehre als Elektro-Installateur an, dank seiner Vorkenntnisse auf zwei Jahre reduziert. Der Ehrgeiz war geweckt. In der Berufsschule Brugg und in der praktischen Ausführung seines Berufs durchlief Francesco eine bemerkenswerte Entwicklung von Laissez-faire zu einem zielgerichteten Berufsweg. Hier, am Berufs- und Weiterbildungszentrum BWZ Brugg traf er auf Lehrer, die seine Fähigkeiten erkannten und ihn förderten. Auf ein Unterrichtsprogramm, das ihn interessierte. Auf eine in jeder Hinsicht motivierende Umgebung. Der Lehrabschluss war Formsache.

Dann war das Vaterland an der Reihe, insgesamt 46 Wochen in Bière, bei der Artillerie. Zurück im Zivilleben arbeitete Francesco einige Monate temporär. Sein Ehrgeiz führte ihn 2012 für ein halbes Jahr zu einem Sprachaufenthalt an die Westküste der USA. Dem Realschüler stand das Cambridge First Certificate vor Augen. «Ich traf spannende Menschen aus allen Herren Länder, zum Beispiel einen Koreaner, mit dem ich mich auf Anhieb sehr gut verstand. Wir haben uns seither schon zwei Mal getroffen. Einmal in Japan und danach in Korea, wo er mich mit jener fremden Welt und ihren Sitten vertraut machte, ein zweites Mal hier in der Schweiz.»

Von der Baustelle ins Büro
Wieder in der Heimat steckte sich Hofer ein neues Ziel. Die Arbeit draussen auf der Baustelle hatte ihren Reiz weitgehend verloren. Stattdessen begann er sich für planerische Aufgaben zu interessieren. Bauleiter, Sachbearbeiter – dorthin sollte sein Weg führen. Er schrieb sich an der ABB Technikerschule in Baden ein und studierte berufsbegleitend während drei Jahren Energietechnik. In seiner Diplomarbeit erstellte er für die Gemeinde Windisch eine Energiestudie zum Schulhaus Dohlenzelg. Die Arbeit umfasste einen schriftlichen Teil, je eine Präsentation in der Gemeinde Windisch und an der Technikerschule sowie eine mündliche Befragung. «Es war sehr streng und zeitintensiv.» Doch jetzt darf sich Francesco Hofer, der ehemalige Realschüler, diplomierter Techniker nennen.

Als Projektleiter ist er heute das Gesicht seiner Firma. Man vertraut ihm grössere Projekte an. Im Moment ist er in Winterthur anzutreffen. Der ganze Bahnhof wird mit neuen elektrischen Anlagen ausgerüstet. Die Verantwortung für das Vorhaben trägt Francesco Hofer.

Neue Ziele
Und jetzt? Ist er am Ende der Fahnenstange? – Keineswegs! «Ich suche nach neuen Herausforderungen. Was steht mir offen? Sollte ich meine Kenntnisse in Technik weiter vertiefen? Ein Masterstudium? Oder eine Tätigkeit als Berufsschullehrer?» Hofer entschied sich anders. Er hatte sein Interesse an der Wirtschaft entdeckt. Nun will er ab April 2018 an der Fachhochschule einen Wirtschafts-Lehrgang absolvieren. Während zwei Jahren jeweils zwei Tage pro Woche. «Bei mir geschieht alles etappenweise. Ein Ziel nach dem andern. Nicht die grosse, weiträumige Linie, sondern laufend eine neue Standortbestimmung, ein Sich-Besinnen über die Marschrichtung.»

Die Berufsschule Brugg hat wesentlich zur beruflichen und persönlichen Entwicklung von Francesco Hofer beigetragen. Fördernde und motivierende Einflüsse erlebte er in einem Alter, wo wichtige Weichen für das weitere Leben gestellt werden.

Gegen Schluss des Gesprächs sagt er etwas Unerwartetes: «Ich weiss gar nicht so recht, was an mir und an meinem Berufsweg so besonders sein soll.» Er lächelt nicht. Keine Effekthascherei, sondern ehrliche Verwunderung.

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