Bonustrack


Der Schweiz geht zusehends der Strom aus – spätestens dann, wenn das letzte AKW abgeschaltet wird. Der Bund gibt Gegensteuer und fordert den Ausbau der Solarenergieproduktion. Solange man überschüssigen Solarstrom nicht langfristig speichern kann, bringt das wenig. Wie kann man AKW noch substituieren?
Im Prinzip lassen sich AKW durch Methanol-, Gas- und Dampfkraftwerke (MKW) ersetzen. Diese wandeln den Energieträger zu 60 Prozent in elektrische Energie um und haben damit einen fast doppelt so hohen Wirkungsgrad wie ein AKW. Wird die Abwärme mitgenutzt, ist der Wirkungsgrad sogar noch höher. Grosse MKW könnte man zum Beispiel in der Nähe der AKW errichten. Dort ist genug Fläche vorhanden, die sofort genutzt werden kann.

Die Elektrizitätsversorgung läuft demnach weiterhin hauptsächlich über thermische Grosskraftwerke. Bedeutet das, dass das Stromnetz nicht speziell ausgebaut werden muss?
Man könnte das Stromnetz 1:1 übernehmen. Natürlich muss es instandgehalten werden. Als Ergänzung lassen sich zusätzlich kleinere, dezentrale MKW im Land verteilen, die ebenso an das bestehende Stromnetz angeschlossen werden.

Methanol lässt sich in der Schweiz nicht in der benötigten Menge herstellen. Wir werden die Energieträger für die MKW importieren müssen. Lassen sich im Gegenzug die Ausgaben für den Ausbau der Photovoltaikanlagen einsparen?
Mit MKW wäre die Schweiz aber nicht auf inländische Solarenergie angewiesen. Natürlich steht es jedem frei, eine Solaranlage für die elektrische Energie zu installieren. Das macht im Kleinen durchaus Sinn.

Es gibt noch keine Gasturbinen, die mit grünem Methanol betrieben werden. Diese müssten erst umgerüstet respektive gebaut werden. Uns bleiben nur noch 30 Jahre. Können wir das zeitlich schaffen?
Klar. Mit der Planung kann man sofort beginnen. Wenn wir heute anfangen, haben wir innerhalb der nächsten zehn Jahre ein Kraftwerk am Netz.

Haben wir bis dahin auch genügend grünes Methanol?
Das lässt sich schwer abschätzen. Im Notfall könnte man anfänglich grünes Methanol mit fossilem Methanol mischen. Das würde die CO2-Bilanz zwar vorübergehend verschlechtern. Die ursprünglich geplante Brückenlösung mit Erdgaskraftwerken hat vergleichbare Auswirkungen. Je schneller wir grünes Methanol zur Verfügung haben, umso schneller sind wir klimaneutral.

Wie lassen sich die Brenn- und Treibstoffe CO2-neutral machen?
Wir diversifizieren, indem wir verschiedene Energieträger einsetzen. Anstelle von Erdgas, Erdöl und Kohle nehmen wir grünen Wasserstoff, grünes Methanol oder synthetische «Fuels». Wir werden neue Vertragspartner bekommen und können uns Handelspartner aussuchen, die heute noch keine Energieproduzenten sind.