Das Kraftwerk im Keller

Genug von «man sollte halt». Schluss damit! Selber handeln! Ruedi Müller aus Windisch ist nicht der Zurücklehner, nicht der Bein-Hochlagerer. Schon gar nicht bei Energiefragen. «Reden ist gut, Machen ist besser»: Dieser Haltung lebt er nach. Mainstream? Nein danke!

In den 1990er-Jahren hat Müller – Dozent FH, dipl. Ing. ETH – mit seiner Lebenspartnerin und einem befreundeten Arzt eine Liegenschaft gekauft. Wärmebilder zeigten: eine Energieschleuder! Ein Kind der Hochkonjunktur, Jahrgang 1964. Beton-Euphorie, hoppla-hoch. Wärmedämmung als Nice-to-have.

Sofortmassnahmen
Als erstes stopften die Hauseigentümer die Lecks: Neue Fenster, eine isolierende Aussenhülle für die ganze Liegenschaft, und die Beton-Kühlrippen sägten sie gnadenlos durch, um den Abfluss von Wärme zu stoppen.

Viel Aufwand, aber Voraussetzung für eine bessere Heizidee. «Wir heizen nicht unsere Umgebung auf, sondern unsere Wohnräume.» Sie entschieden sich für ein Blockheizkraftwerk. Jawohl, ein Kraftwerk.

Mit erschreckender Deutlichkeit zeigen sich die Wärmelecks

Mit erschreckender Deutlichkeit zeigen sich die Wärmelecks

Der Dachs produziert Strom
Seit 2012 steht im Keller eine grüne Kiste, das hauseigene Kraftwerk. Das Produkt heisst «Dachs». Es basiert auf der Wärme-Kraft-Kopplung. Wärme und Kraft, beides aus dem eigenen Keller! Als Brennstoff dient Erdgas. Resultat: weniger Brennstoffverbrauch, weniger Schadstoffe, weniger Wärmeverlust. Die Abluft im Kamin ist zwar noch warm, aber nicht mehr heiss. Beim Heizen Hitze an die Umwelt abzugeben, ist ja widersinnig.

Müller sagt mit spürbarer Zufriedenheit: «Wir sind jetzt Stromproduzenten.» Der Dachs im Keller liefert Strom für das ganze Gebäude. Überschüssiger Strom fliesst direkt ins Netz. Dezentrale Stromproduktion als Zukunftsmodell.

Allerdings: «Für Windisch hatte unser Blockheizkraftwerk Pioniercharakter. Wärme-Kraft-Kopplung war noch wenig bekannt, und es fehlten entsprechende Regelungen.» Auch in energiepolitischer Hinsicht betrat Müller in seiner Wohngemeinde Neuland: «Das Verfahren ist zwar förderungswürdig, aber die öffentliche Hand war nicht förderungswillig.» Sogar kantonale Stellen waren sich nicht im Klaren, wie da vorzugehen sei. Darin hat sich bis heute nicht viel geändert. Müller: «Der finanzielle Anreiz ist nicht sehr gross – noch nicht!»

Ruedi Müller, Windisch, Dozent FH, Dipl. Ing. ETH

Das Blockheizkraftwerk «Dachs»

Ruedi Müller bewohnt mit seiner Lebenspartnerin das Obergeschoss der Liegenschaft. Im Erdgeschoss befindet sich eine ärztliche Gemeinschaftspraxis

Es geht weiter
Müller ist sich bewusst: «Es ist nicht mehr und nicht weniger als eine Zwischenlösung. Manches lässt sich noch verbessern. Wir verbrennen ja nach wie vor fossilen Brennstoff; das kann nicht das Ende der Fahnenstange sein.»

Ruedi Müller formuliert energiepolitische Gedanken: «Mit 240’000 Blockheizkraftwerken könnte der Atomstrom ersetzt werden. Diese Schlussfolgerung zieht eine NOK-Studie aus dem Jahr 1997(!).» – Müller weiter: «Zusammen mit alternativen Energien haben auch weniger Blockheizkraftwerke das Potenzial, einen namhaften Beitrag zur Energiedeckung zu leisten. Ein Verzicht auf Atomkraftwerke ist problemlos möglich!»

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2 Kommentare

  1. Veröffentlicht von Gerald Holliger am 23. November 2016 um 7:41

    Guten Tag
    Wir haben Interesse an einem Erdgas-WKK. Die Abwärme könnten wir gut nutzen. Wäre die Abgasreinigung auch noch optimal könnten wir für die Kulturen auch noch das CO2 nutzen.
    Wie sieht es hier derzeit mit der Vergütung für den produzierten Strom aus (sprich Wirtschaftlichkeit)?
    Mit freundlichen Grüssen
    G.Holliger Gemüsebau, Unterentfelden



    • Veröffentlicht von Jörg Jermann am 24. November 2016 um 10:06

      Sehr geehrter Herr Holliger,
      wie soeben telefonisch besprochen werden wir im WKK-Fachverband eine entsprechende Berechnung erstellen und kontaktieren Sie wieder.
      Freundliche Grüsse
      Jörg Jermann, WKK-Fachverband