Titan im Körper

In der Raumfahrt und in der Flugzeug-Industrie baut man auf Titan. Auch in der Elektronik, bei Armbanduhren, Schmuck und – in der Medizin. Chirurgen stabilisieren Knochen und Zähne mit Titan-Produkten der Firma Werder Feinwerktechnik AG.

Sie heisst Siska, unsere schwarze Labrador-Hündin. Die kurzen Haare ihres Fells glänzen auch dann, wenn der Himmel bedeckt ist. Sie sind gleichsam ein Spiegel ihres Gemütszustands: quicklebendig, neugierig, für jeden Spass, jede Unternehmung, jedes Zeichen der Zuneigung dankbar. Seit acht Jahren gehört sie zu unserer Familie, begleitet unsere beiden Buben durch die Kindheit.

Und jetzt das.

Passiert ist es in den Ferien. Wir fuhren zum Einkaufen ins Dorf. Ich öffnete die Box im Kofferraum, und Siska sprang heraus. Mit ein paar Schritten wollte sie die allernächste Umgebung erkunden, wie sie es immer zu tun pflegt.

Ihr Schrei traf uns bis ins Mark. Der Lieferwagen war rückwärts gefahren; der Chauffeur hatte unsere Siska nicht bemerkt, die an seinem Hinterrad geschnüffelt hatte. Die Hündin winselte und zog den rechten Hinterlauf an. Auf drei Beinen kam sie hergehumpelt, legte sich hin und begann leise wimmernd das offensichtlich verletzte Bein zu schlecken.

Wir hoben sie ins Auto und fuhren zum Tierarzt. Auf den Röntgenaufnahmen war der Knochenbruch deutlich zu erkennen. «Für den Heilungsprozess ist es wichtig, dass sich Ihr Hund möglichst ruhig verhält. Den gebrochenen Knochen will ich fixieren.» – «Fixieren? Wie das?» – «Mit einem chirurgischen Eingriff setze ich ein Titan-Implantat ein, das über die Bruchstelle zu liegen kommt. An den beiden Knochenteilen festgeschraubt, stabilisiert es das Bein.»

Wenige Wochen später bewegte sich Siska wieder so unbeschwert wie eh und je. Ihr Fell glänzt.

Knochenschraube für die Wirbelsäule von Diskushernie-Patienten
Implantat für den gesunden Gang von Hunden, gegen Hüftprobleme
Implantat für die Stabilisierung gebrochener Knochen
Titanstangen

Titan-Abschnitte aus dem Verarbeitungsprozess

Sammelbehälter mit Titan-Abschnitten für die Wiederverwertung

Titan in der Medizin
«Aus Titan stellen wir vor allem Produkte für die Veterinär-Medizin her.» Bernhard Erne, bei Werder Feinwerktechnik AG für den Materialeinkauf verantwortlich, hat in Verlauf der letzten Jahre eine markante Entwicklung beobachtet. «Die Tierchirurgie nimmt rapide zu. Schon früh lieferten wir Titan-Implantate in die USA. Längst wenden auch Schweizer Tierärzte die Fixationen aus hochwertigem Titan an. Wir beliefern sie mit Knochenschrauben, Wirbelsäulen- und Beinknochen-Fixativen sowie mit Hüft-Implantaten für den gesunden Gang von Hunden und Katzen.»

«Warum Titan?» – «Titan ist extrem fest und hat doch ein relativ geringes Gewicht. Es ist nur etwa halb so schwer wie Stahl. Menschliche und tierische Organismen nehmen Titan-Implantate ohne weiteres an. Gewebezellen wachsen am Implantat an.»

Knowhow
Die Firma Werder bezieht das Rohmaterial in Form von Stangen und Platten: ein dunkelgrau-metallisch glänzendes Metall, im Wert von 60 – 120 Franken pro Kilo. Für die präzise Bearbeitung sind stabile, gut ausgerüstete Maschinen und spezielles Werkzeug unabdingbar. «Das Verarbeiten von Titan ist anspruchsvoll, Stichwort hohe Festigkeit. Zum Vergleich: Stahl ist härter zu verarbeiten als Alu. Und Titan wiederum härter als Stahl. Nur ISO-zertifizierte Unternehmen erfüllen die Anforderungen der Kunden aus der Medizin.» Die Produkte müssen rückverfolgbar sein, von der Schmelznummer bis zum fertigen Einzelteil. Abschnitte und Späne kommen in einen Sammelbehälter und gehen zurück an den Recycling-Partner.

Bernhard Erne weiss um die Emotionen von Haustierhaltern, wenn es um ihre vierbeinigen Lieblinge geht. Der Werkstoff Titan ist nach Unfällen in diese Emotionen eingebunden. Erne sieht die Sache allerdings recht nüchtern: «Für uns ist Titan ein Material. Es sieht schön aus, hat spezielle Eigenschaften, aber es ist und bleibt ein Material. Wie gut, dass wir damit umgehen und helfen können.»

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Die 70 Mitarbeitenden der Firma Werder Feinwerktechnik produzieren anspruchsvolle Werkstücke aus Titan, Aluminium, Stahl, Silber, Messing, Bronze, Neusilber, Magnesium und aus Kunststoff in höchster Präzision und mit unterschiedlichen Veredelungstechniken. Von Kleinauflagen bis zu Serien von 100’000 Stück.

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