Alles fliesst

«Panta rhei», alles fliesst. Ein Gedanke, den der griechische Philosoph Heraklit formuliert haben soll. Das war vor 2500 Jahren. Die Aussage gilt immer noch. Jede Form von Lebenswirklichkeit wandelt sich permanent: ein Ortsbild ebenso wie unsere Rechtsauffassung, unser Äusseres ebenso wie die Strukturen einer Firma. Manches realisieren wir erst aus zeitlicher Distanz; anderes wird schnell augenfällig.

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Weg von allem. Neues kennenlernen. Vier Wochen lang bereiste Firmenchef Claude Werder mit seiner Frau das andere Ende der Welt. Ihre Reise fiel in eine Zeit des Umbruchs. Der Wechsel in der Geschäftsleitung bedeutet einen Meilenstein in der Chronik von Werder Feinwerktechnik AG.

«Australien – ein lange gehegter Traum. Jetzt war der Moment gekommen. Unser Sohn weilt für eine Weiterbildung in Sydney. Da wollten wir ihn besuchen.»

«Etwas Neues kennenlernen. Die ungeheuren Dimensionen erleben. Das Fremde wahrnehmen und es dem Bekannten gegenüberstellen. Das Vertraute aus grosser Distanz betrachten und beurteilen.»

Eine Zäsur
«Fast wie von selbst erwies sich der Zeitpunkt der Reise als besonders passend. Schon seit mehreren Jahren hatte ich mich mit der Nachfolgeregelung unserer Firma befasst. Es widerstrebte mir, jemand Externen für die Geschäftsleitung zu suchen. Da zeigte sich eine erfreuliche Lösung. Zwei langjährige Mitarbeiter des Kaders waren bereit, die Verantwortung für das Geschäft und damit auch für die Mitarbeitenden zu übernehmen. In langen Gesprächen festigte sich die Überzeugung: Wir ticken gleich, haben die gleichen Wertvorstellungen. Das Geschäft ist in seiner gradlinigen Entwicklung gesichert. Nur wenige Tage nach dem Wechsel in der Geschäftsleitung sass ich mit meiner Frau im Flugzeug. Unterwegs nach Australien.»

«Ich reiste in der Gewissheit nach Australien: Das kommt gut. Ich kann ohne jegliche Bedenken loslassen. Mich innerlich und räumlich entfernen. Die Nachfolger erhalten Gelegenheit, sich in ihre neue Rolle hineinzuarbeiten, Entscheidungen zu fällen.»

Überraschung
«Der Begriff Präzision spielt in meinem Berufsleben eine zentrale Rolle. Er ist für mein Tun und Denken prägend. Dass ich ihm in Australien begegnen würde, hätte ich nicht erwartet. – Vom geheimnisvollen Uluru-Felsen bis nach Alice Springs sind es beinahe 500 Kilometer. Irgendwo unterwegs gibt es eine Strassenkreuzung. Dort wollte sich unser Buschauffeur mit seinem Kollegen treffen, der auf der andern Strasse unterwegs war. Einige Passagiere sollten umsteigen. Wir dachten: Na super, das gibt bestimmt eine längere Warterei am Strassenrand. Aber wir irrten uns. Kaum hatten wir die Kreuzung erreicht, stand auch schon der andere Bus da. Präzis auf die vereinbarte Zeit. Und dies bei aller Gelassenheit der Akteure. Der ganze Wechsel, Gepäckumschlag inklusive, dauerte höchstens zehn Minuten. – Das beeindruckte mich: Präzision in den Weiten dieses Riesenlandes!»

«Altes Eisen, dazu zähle ich mich noch lange nicht.»
«Unendlich schön finde ich, dass ich es in so kurzer Zeit zusammen mit meinen Nachfolgern geschafft habe, die Geschäftsleitung zu übergeben.»
«Unkompliziert funktioniert es auch in unserem Betrieb (wenn wir nur nicht so viele Vorschriften und Gesetze hätten).»
«Eng wird es oft, wenn eine Unternehmung erfolgreich ist (hier heisst die Unternehmung Sydney).»
«Three sisters oder drei, die gleich ticken.»
«Irgendwo in dieser Weite mussten einige Leute den Bus wechseln.»

Darauf freut sich Claude Werder: wieder vermehrt als Mechaniker an der Bearbeitungsmaschine.

Es funktioniert
«Ich freute mich auf mein Zuhause und auf die Arbeit im Geschäft. Aber es war doch ein anderes Heimkehren als nach früheren Ferienabwesenheiten. Was würde ich antreffen?»

«Ich merkte: Es läuft! Die Neuen hatten Entscheidungen getroffen und ihre erweiterte Verantwortung wahrgenommen. Und ich? Ich spürte, dass mein Rucksack leichter geworden ist. Vieles vom ganzen Bürokram ist mir abgenommen. Ich darf mich jetzt wieder vermehrt in meinem angestammten Beruf als Mechaniker bewegen. Bin ich ein anderer Mensch geworden? Messe ich das Leben mit andern Massstäben? – Vielleicht. Zweifellos wirkt Australien nach. Ich bin gespannt.»

«Ich muss mich jetzt in meiner neuen beruflichen Wirklichkeit zurechtfinden. Immer wieder denke ich an meinen Vater, der über die gleiche Situation sagte: ‚Die Jahres des Loslassens waren die glücklichste Zeit meines Berufslebens.’ Hoffentlich empfinde ich dasselbe.»

«Die Entwicklung geht weiter. Neue Menschen und neue Wirklichkeiten werden kommen.» – Panta rhei, alles ist im Fluss.

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1 Kommentar

  1. Veröffentlicht von Camponovo Marlis am 23. Juni 2017 um 10:07

    Hallo Claude
    Eben habe ich deinen Bericht über Australien und den Umbruch in deinem Berufsleben gelesen. Was du geschrieben hast, hat mich sehr berührt. Und da ich dich kennengelernt habe, wirkt der Text noch authentischer auf mich.
    Ich gratuliere dir zu deinem geglückten Schritt und wünsche dir nur das Beste auf dem kommenden, noch ungewissen aber sicher spannenden Lebensweg. Schön, solchen Menschen wie dir zu begegnen.
    Auf ein andermal.
    Herzlich Marlis