Birchermüesli on the road

Abfahrt ist erst in einer Dreiviertelstunde. Und doch tauchen schon erste Fahrgäste gleichsam aus dem Nichts des Sonntagmorgens auf. Eine Extrafahrt ist eben etwas anderes als eine normale Fahrt mit der Eisenbahn. Zum «Mutschälle Zmorge» der BDWM erscheint man gern etwas zeitiger.

Das «Sebni» steht auf einem Werkgeleise. In den Waggons brennt Licht. Drei Personen sind mit Vorbereitungsarbeiten beschäftigt. Am Tresen bauen sie ein Buffet auf. Der Lokomotivführer mit Leuchtweste überquert die Geleise, besteigt seinen Zug und zieht ihn wenig später vor, auf eine andere Warteposition.

«Wir haben diese Nostalgiefahrt von unserem Sohn zu Weihnachten als Wichtelgeschenk bekommen.»

09.00 Uhr. Gruppen, Paare, Einzelpersonen warten. Kinder und Erwachsene jeden Alters. Offensichtlich interessieren sich längst nicht nur ältere Menschen für diese Art Attraktion.

Die Zugkomposition fährt ein. Vorne, beim Einstieg der VIP-Gäste, ist der rote Teppich ausgerollt. Bei der hinteren Türe hat sich Gerri Allemann aufgestellt. Freundlich begrüsst er jeden einzelnen Fahrgast. Auf den Tischen stehen Namensschilder; wir werden erwartet. Alles ist vorbereitet, das Gedeck, ein Gipfeli und ein Brötchen, Butter, Konfitüre, Zucker. Gerri und Sonja Brunner gehen von Tisch zu Tisch, bieten Getränke an. Fast wie im Flugzeug.

«Meine Töchter wissen, dass ich ein Bahn-Fan bin. Die eine von ihnen lud uns zu dieser Frühstücksfahrt ein. Zu unserer Freude ist die andere Tochter heute auch mit dabei.»

09.15 Uhr. Der Zug fährt. Am Nachbartisch prosten sie sich mit Prosecco zu. Ein Familienfest. Fotoapparate klicken. Selfies und mehr. Ein halbes Dutzend verschiedene Käse, eine kalte Fleischplatte. Für jeden Frühstück-Geschmack etwas. «Noch etwas Brot, ein Stück Zopf? Ein Glas Mineralwasser, ein Orangensaft? Nein, Kirsch gibt es nur auf der Fonduefahrt.» Lachen.

«Vor langer Zeit haben wir uns beim Skilanglauf im Goms kennengelernt. Seither machen wir alljährlich eine Frühstücksfahrt. Mal mit dem Schiff, mal mit dem Postauto. Und heute mit der BDWM.»

Im Bahnhof Bremgarten erscheint der Hinweis auf die «Brunchfahrt»

Zugbegleiter Gerri Allemann weist den Weg

Die BDe 8/8  mit Jahrgang 1969 erhielt den Zunamen «Sebni»; sie war die siebente Zugskomposition dieses Typs bei der BDWM

Sorgfältig gedeckte Tischchen

Zugbegleiterin Sonja Brunner: «Haben Sie noch einen Wunsch?»
Prosit! Auf einen schönen Sonntagmorgen!
Zwischenhalt auf der Reussbrücke Bremgarten
Lokomotivführer Daniel Isenring an seinem Arbeitsplatz
Halt in Erdmannlistein, der kleinsten Bahnstation der Welt
Die Fahrgäste verlassen die Waggons, verweilen zu einem kurzen Schwatz
Genug Zeit für einen Spaziergang zum sagenumwobenen Erdmannlistein

Frontansicht der BDe 8/8: Schau mir in die Augen, Kleines!

Grünes Licht: Der Verkehr auf Gleis 2 ist durch den Zwischenhalt des Sebni nicht behindert

Vorne, im Führerstand herrscht ein ziemlicher Andrang. Daniel Isenring, der Lokomotivführer, gibt geduldig Auskunft, dem Knirps ebenso wie dem Papi, der sich als Insider zu erkennen gibt. Auf der Reussbrücke  bleibt der Zug einige Minuten stehen. Fototermin! Die Altstadtfront, der Fluss, die Holzbrücke.

«Freunde haben uns von diesem Angebot erzählt. Das war ein guter Tipp. Die Kinder sind begeistert!»

10.45 Uhr. Station Erdmannlistein. Halt im kleinsten Bahnhof der Welt. 40 Minuten Aufenthalt. Die Fahrgäste verlassen den Zug, vertreten sich die Beine. Bis zum Erdmannlistein sind es nur ein paar Schritte. Kinder klettern schneller und flinker als Grosseltern – logisch! Man kommt ins Gespräch. Die Gedanken drehen sich um die Kraft der Gletscher und die Existenz von Erdmännchen. Oder waren hier etwa doch Menschen am Werk, vor Jahrtausenden, wie in Stonehenge und Ägypten?

«Wir haben unserem Grosi diese Fahrt geschenkt.» – «Ich freue mich so, dass die Jungen mir damit etwas von ihrer Zeit schenken. Das ist nicht selbstverständlich.»

11.45 Uhr. Zurück in Bremgarten. Die Fahrgäste steigen aus, bedanken sich beim Personal und gehen ihrer Wege. Der Sonntag hat gut begonnen. Die Bahnfahrt, der Halt auf der Brücke, der Erdmannlistein, Gespräche mit andern Fahrgästen, das feine Frühstück. Die Kinder sind zufrieden, s Grosi ebenfalls. Sie alle haben etwas erlebt. Und noch steht ein langer Sonntagnachmittag an.

*

Allen Genussfahrten ist der Einsatz von Nostalgiezügen gemeinsam. Entweder die leuchtend rot-weisse BDe 8/8 von 1969, getauft auf den Namen «Sebni», oder die bereits 90-jährige blau-weisse BDe 4/4, genannt «Mutschälle-Zähni». Die Genussfahrten finden an fixen Daten statt (www.bdwm.ch/Nostalgiefahrten); Privatfahrten sind nach eigenen Vorstellungen möglich: Firmen-, Vereins-, Privatanlässe, mit oder ohne BDWM-Catering.

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