Mit dem Gourmetkoch kam die Liebe

Iris Petermann wäre gerne Skilehrerin geworden. Oder Hochzeitsplanerin. Als Bündnerin – in Klosters aufgewachsen – liebt sie die Berge, und ein Flair für festlich Schönes ist ihr gegeben. Nun, das eine wie das andere hat sich nicht erfüllt. Und doch ist sie dem, was ihr Spass macht und sie auszeichnet, bis heute treu geblieben.

Angefangen hat alles nach Plan. Dann, auf halbem Berufsweg Richtung Skilehrerin, hat sie sich verliebt, hat ihre Träume kurzerhand umsortiert. Den Schnee gegen ein Leben als Gastgeberin eingetauscht. Sie, die engagierte Hotelsekretärin, er, der Gourmetkoch Horst Petermann. In Arosa, im Hotel Prätschli, sind sie sich bei der Arbeit begegnet, nach Ascona weitergezogen und später im Restaurant Kunststuben am Zürichsee 30 erfolgreiche Jahre geblieben.

Wer Iris Petermann nach Anekdoten fragt, bekommt ein Lächeln und wunderbare Geschichten serviert. So erinnert sie sich an einen Gast, der nach einem passenden Wein verlangte. «Nun, wir haben einen ausgezeichneten Sommelier...», begann sie ihren Satz. Worauf der Gast sie unterbrach: «Den nehmen wir!»

Iris Petermann wirkt auf den ersten Blick etwas zurückhaltend, aber keinesfalls distanziert. Sie balanciert zwischen authentischer Diskretion und herzlicher Aufmerksamkeit. Mit «aufmerksamem Kontrollieren» umschreibt sie ihre wichtigste Aufgabe als Gastgeberin. So darf man in ihrer Gesellschaft Gast sein und still geniessen. Auch im Restaurant «Weiss Kreuz» in Malans, das sie seit 2014 führt. Dazu gesellen sich der Küchenchef Stefan Jäckel und ihr Mann, der beratend zur Seite steht. Ein eingespieltes Team; die gleiche Crew, ein neuer Ort. Anders hätte sie sich nicht nochmals herausfordern lassen. «Das Leben ist ruhiger, weit weg vom Zürcher Nobelort, wo die Erwartungen hoch sind und mich jeder kennt», hat sie sich ausgemalt und festgestellt, dass ihre eigenen Erwartungen noch viel grösser sind.

Ein Wirtshaus mit Seele und Stammtisch will sie in diesem malerischen Dorf inmitten der prominenten Weinberge pflegen, wo man gut isst, edel trinkt, aber dafür keine fünf Stunden zu verweilen braucht. Auf der Speisekarte stehen regionale und mediterrane Speisen, ein Schmankerl aus Österreich oder – pssst, nicht à la carte – auch mal Schnitzel und Pommes. «Ich bin mit Fischstäbchen aufgewachsen», lacht sie.

Iris Petermann und Küchenchef Stefan Jäckel
Blick von der Sonnenterrasse auf die Berge
Die Sonnenterrasse mit französischem Flair dekoriert
Die Jodlerstube
Serviert werden regionale und mediterrane Speisen
Weihnachten, die schönste aller Jahreszeiten

Die Dekorationen sind pompös und bunt, je nach Saison und Anlass. Draussen französische Tischdecken, drinnen ein Hauch von amerikanischem Glanz. Und an Weihnachten – «die schönste aller Jahreszeiten» – wird’s romantisch. Für ihre Blumenkreationen fährt sie oft und gerne nach Zürich an die Blumenbörse, lässt sich dort inspirieren und setzt ihre Ideen um. Mit Erfolg. Weil stilvolle Dekorationen gefallen und weil Iris Petermann damit genau das tut, was sie am besten kann: Menschen verwöhnen.

Der Föhn hat etwas nachgelassen und rüttelt nicht mehr so stark an den hellen Sonnenschirmen. Es ist ein warmer Spätsommertag und die Berge scheinen zum Greifen nah. «Ich habe meine Berge vermisst», sagt sie. «Das ist mit ein Grund, warum ich zurückgekommen bin.» Ob sie bleiben wird? Ein halbes Jahr nach Paris würde sie gerne reisen oder nach New York, zum Deko-Artisten Preston Bailey, lernen, wie man grosse Feste ausrichtet. Lesen. Zeit haben.

Einige Minuten bleiben noch. Tief durchatmen, Heimat spüren. Schon bald kommen die Abendgäste. Es ist Jagdsaison, auf der Speisekarte stehen Gamspfeffer und Rehrücken. Dazu passend Wein aus der Bündner Herrschaft. «Herzlich willkommen. Schön, dass Sie unser Gast sind.»